„Ich hatte immer Angst, wie mein Vater zu werden. Jetzt bin ich’s, und es ist gar nicht so schlimm.“ Manfred Krug
Ich bin Tom Kinne. Eigentlich Torsten Kinne. Aber alle meine Freunde nennen mich, seit mehr als 25 Jahren einfach Tom. Ich bin verheiratet und Papa einer Tochter.
Seit mittlerweile 10 Jahren wohne ich im Osten Brandeburgs, am Rande des Oderbruchs.
Geboren wurde ich 1975 in Mittweida, einer Klein-stadt in Sachsen. Fünf Jahre später sind meine Eltern nach Berlin gezogen, mein Vater war Berliner und studierte damals an der Mittweidaer Ingenieurs-Hochschule.
Bis zum Herbst 1989 lebten wir in Berlin-Friedrichs-hain, im Schatten der Mauer. Nur wenige Tage vor deren Fall erhielten meine Eltern die Genehmigung ihres Ausreiseantrags. Mehr als drei Jahre hatten sie darauf gewartet und wir siedelten in das damalige West-Berlin um.
Schon als ich sehr klein war, habe ich mich immer verkleidet, mir Geschichten ausgedacht und vor-gespielt. Ich wollte Schauspieler werden, wenn ich gefragt wurde, war das meine Antwort. Täglich nach der Schule spielte ich die Rollen der Helden aus meinen Lieblingsbüchern, Filmen und Vor-abendserien. Je älter ich wurde, umso mehr stoppten meine Eltern diesen Traum immer häufiger, mit den Worten: „Schauspieler kann man nicht werden. Schauspieler werden entdeckt oder haben Beziehungen. Und diese in ganz anderen Kreisen.“
Mit dem wachsenden Unmut und dem Beginn der politischen Veränderungen im Osten und der Aussage meiner Eltern, begann ich von einem anderen Beruf zu träumen. Ich wollte jetzt gern Journalist werden, die Menschen informieren. Darüber berichten, was ich als ungerecht empfand und davon gab es im damaligen Osten genug. Meine erste Schülerzeitung, gab ich aus Anlass der Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Platz des himmlichen Friedens in Peking heraus. Schülerzeitung ist vielleicht nicht das richtige Wort. Flugblatt wäre besser dafür geeignet. Wir tippten den Kommentar mit 4 Durchschlägen damals auf einer alten Wanderer-Schreibmaschine. Nach der Ausreise meiner Eltern in den Westen, dauerte es nicht lange, dass ich vom Mitschreiber zum Chefredakteur unserer Schülerzeitung „Schülerexpress“ wurde. Nach einem Jahr wurde ich Herausgeber der gleichen und konnte diese nach ausreichender Aquise von Werbepartnern kostenlos vor unserer Schule verteilen.
Nach dem Abschluss der mittleren Reife trat ich, auf Wunsch meiner Eltern, allerdings sehr ungern eine Ausbildung zum Bankkaufmann an. Ich wäre lieber Schauspieler geworden, oder hätte wenigstens gern Journalismus studiert. Aber das kam nicht in Frage. “Der Junge soll schließlich etwas Ordentliches lernen!”
Ich wollte trotzdem in die Medien, engagierte mich in der Berliner Jugendpresse, machte damals noch unbezahlte Praktika bei verschiedenen Medien, zum Beispiel Puls TV oder Radio 100,6 und jobbte daneben an der Tankstelle, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. 1995 zog ich nach Leipzig für ein bezahltes Praktikum bei einer Medienagentur. Ich verbrachte eine wunderbare Zeit in der „Hauptstadt der friedlichen Revolution und des Aufbruchs“. Die Wehrpflicht brachte mich drei Jahre später nach Regensburg, der “italienischsten Stadt Deutschlands”. Hier machte ich Anfangs im Nebenjob und später hauptberuflich meine ersten Erfahrungen in der Gastronomie und stellte schnell fest, dass ich meine berufliche Erfüllung gefunden hatte.
Egal ob im Service oder hinter der Bar. Menschen durch Dienstleistungsbereitschaft, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Kommunikation glücklich zu machen, war meine Berufung. Im Jahr 2000 wurde die Sehnsucht nach meiner Heimatstadt Berlin so groß, dass ich wieder zurück an die Spree zog.
Der Gastronomie blieb ich treu und fand ab 2007 als Barmann und später als Barchef meinen persönlichen Höhepunkt in dem Beruf in “Clärchens Ballhaus”, einem 100 Jahre alten Gastronomie-betrieb. Dort trafen sich Menschen aus Berlin, Brandenburg und aller Welt. Die Gäste waren jeden Alters von 1-96 Jahren und kamen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Sie kennenlernen, beglücken und in Gespräche kommen zu dürfen, war für mich die bisher schönste berufliche Erfahrung. Daneben konnte ich immer wieder Schritte in die Schauspielerei und das Schreiben unternehmen.
2008 lernte ich Sophie kennen, es war Liebe auf den ersten Blick und die intensivste , die ich bis dahin erlebt hatte. Sie dauerte 18 Monate, davon waren wir 86 Tage verheiratet. Sophie erkrankte im Herbst 2008 an einem Tripple-Negativem Brustkrebs. Am 29. November 2009 verlor sie den unfairen gegen diese aggressivste und tödlichste Brustkrebs-variante. Sie starb im Alter von 24 Jahren.
Das Leben ist nicht fair, der Verlust war riesig, der Schmerz unendlich! Ich musste Sophie auf dem Sterbebett versprechen, dass ich mein Herz eines Tages für eine neue Partnerin öffnen werde.
Leid und Glück ziehen sich durch jedes Leben. Und doch geht irgendwann wieder geht die Sonne auf. Im Frühjahr 2011 traf ich Claudia zum ersten Mal. Langsam entwickelte sich daraus eine große Liebe mit tiefem Vertrauen.
Als ihr Vater 2014 starb, hinterließ er ihr sein Haus. Wir beschlossen, hierher zu ziehen und eine Familie zu gründen. Von nun an hieß es für uns beide: „pendeln“. Es gab keine gastronomischen Einrichtungen in der Nähe, in denen ich mich beruflich verwirklichen hätte können. Claudia, die als Maskenbildnerin am Berliner Friedrichstadtpalast arbeitete, fand in unserer Region keinen vergleich-baren Arbeitgeber. Im November 2015 heirateten wir und erwarteten Nachwuchs.
Die Schauspielerei und auch das Schreiben haben für mich nie zum Leben gereicht, deshalb arbeite ich heute hauptberuflich im Homeoffice für ein kleines Hamburger Callcenter-Unternehmen. Dort betreuen wir die Störungshotlines verschiedener norddeutscher Telekomunikationsunternehmen, die Kundenhotlines von Stadtwerken und Gesundheitsdiensten.
Meinen Traum vom Spielen und Schreiben, werde ich weiter träumen und da bin ich mir sicher eines Tages auch erfüllen!
Jedoch glaube ich, dass davor erstmal aufgrund der aktuellen Lage in unserem Land und der Welt politisches Engagement gefordert sind. Das bin ich meinem Kind und ihrer Generation schuldig, denn unsere Freiheit und die Demokratie befinden sich in der fragilsten Situation, die wir erleben können.












